#68 Urbane Dichte & Nachverdichtung

Shownotes

Städte wachsen, doch neue Bauflächen sind knapp. Wie kann unter diesen Bedingungen mehr Wohnraum entstehen, ohne zusätzliche Flächen zu verbrauchen? In Folge 68 von „GLÜCKLICH WOHNEN – der BUWOG Podcast“ spricht Moderator Michael Divé mit dem Architekten Peter Lorenz, Gründer und CEO von LORENZAteliers, über Nachverdichtung, Aufstockung und urbane Dichte. Lorenz erläutert, warum Nachverdichtung ein natürlicher Prozess der Urbanisierung ist und wie sich durch gemischte Nutzungen, Materialbewusstsein und kreative Planung lebenswerte Stadtstrukturen entwickeln lassen. Themen sind der Wandel von Gewerbegebieten zu gemischten Quartieren, die Bedeutung des öffentlichen Raums und die Herausforderungen komplexer Planungsprozesse. Anhand der Projekte RIVUS in Wien und SPORTCITY in Ljubljana zeigt Lorenz, wie sich urbane Dichte architektonisch und städtebaulich umsetzen lässt.


Weitere Infos zum Thema:

Architekturbüro: LORENZAteliers
Innsbruck: Blaues Dachl
Häuser des Jahres: Experimentalhaus Rügen
Im Nordosten Wiens: Aspern Seestadt
Ljubljana: Ilirija Sportcity
Vier Nutzungen: Projekt RIVUS in Wien
BUWOG Podcast: Folge 46 Revitalisierung im Bestand
BUWOG Podcast: Folge 56 Energetische Sanierung von Wohnimmobilien


Moderation: Michael Divé
Technische Realisation: mmedien GmbH

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00:00:00: Das einfache liegt hinter uns, nämlich einen Acker zu bebauten mit einem Wohnzieler ist relativ einfacher Vorgang.

00:00:06: Dieses Abstimmen verschiedenster Interessen und verschiedenster Aufgaben in einem Gebäude ist komplex.

00:00:12: Beim reinen Aufstocken gibt es in Österreich eine klare Lösung, da gibt es ein paar Verhandlungen, die Nachbarn werden eingeladen und können innerhalb des Baurechts Einspruch hierherheben.

00:00:21: Ja, es ist eine Art wilder Westen, weil die Gewerbegebiete werden ja

00:00:24: kaum zu

00:00:25: neunundneinzig Prozent nicht geplant.

00:00:28: Die entstehen, jeder macht oder was er will.

00:00:30: Und die sagen, ja, ich brauche vierhundert Parkplätze und ich brauche so unsere Koppertür, dann darf er das machen.

00:00:34: Und jeder ist zufrieden, dass das Steuern abwirft für die Gemeinde.

00:00:39: Glücklich wohnen,

00:00:41: der Buwark Podcast.

00:00:43: Willkommen zu dieser Folge.

00:00:44: Am Mikrofon ist Micheli W. Schön, dass Sie dabei sind und

00:00:47: heute

00:00:48: zuhören bei einem besonderen Thema.

00:00:50: Es geht um das Thema Bestandgestalten.

00:00:54: Durch Nachverdichtung und insbesondere auch Aufstockung.

00:00:58: Die Städte hierzulande sind ja bekanntermaßen fertig gebaut und bieten kaum noch wirklich freie Baugrundstücke.

00:01:07: Gleichzeitig ist der Bedarf für neuen Wohnraum aber groß und so stellt sich natürlich die Frage, Ja, wie man geschickt Wohngebäude aufstocken kann, wie das mit der Nachverdichtung funktioniert, insbesondere bei bestehenden Quartieren.

00:01:22: Darüber spreche ich heute mit Peter Lorenz, Architekt, Gründer und CEO von Lorenz Ateliers.

00:01:31: Herzlich willkommen, Peter Lorenz.

00:01:33: Guten Tag, willkommen.

00:01:35: So, und ich darf sagen, dass wir in Wien sind.

00:01:39: Und sie sind mit den Lorenz-Ateliers vertreten mit drei Standorten.

00:01:45: In Wien, in Innsbruck und in Trieste.

00:01:50: Im Nordosten von Italien.

00:01:52: Wichtig,

00:01:53: ja.

00:01:53: Wie

00:01:53: kam es zu diesen Standorten?

00:01:54: Meine Mutter ist aus Trieste und meine Frau ist aus Trieste.

00:01:58: Ich habe auch das Gleiche gemacht wie mein Vater.

00:02:02: Und hat eine große Verbundenheit und irgendwie ... Ist Innsbruck meine Vaterstadt, die Stadt in den Bergen.

00:02:09: Trieste ist meine Mutterstadt, die Stadt am Meer.

00:02:12: Und Wien ist meine Wahlstadt.

00:02:14: Das ist die Großstadt, unter der ich nicht leben kann.

00:02:16: Und Sie sind vor allem in Trieste oder vor allem in Wien?

00:02:20: Oder pendeln Sie gleichermaßen?

00:02:22: Ich pendle

00:02:23: ungefähr.

00:02:24: Vielleicht hat Wien ... die häufigste Anwesenheit, aber es ist dann durchaus so, dass ich ständig unterwegs bin.

00:02:30: Okay, und wir sind heute jetzt in Wien, in den Lorenz Ateliers, in einem alten Gebäude in der Hollandstraße Nr.

00:02:41: Neuen.

00:02:41: Das

00:02:41: ist im zweiten

00:02:42: Bezirk, ja.

00:02:43: Direkt zwischen Schwedenplatz und Karmeliterplatz ist natürlich Innenstadt.

00:02:50: Und wir waren zuerst in unserem Einkaufszentrum im neunzehnten Bezirk und sind dann doch hergezogen, weil einfach die Stadt unwiderstehlich attraktiv ist.

00:03:01: Und das sind auch spannende Bürogebäude, also ganz hohe Decke.

00:03:04: Richtig.

00:03:05: Es hat wirklich was von einem Atelier.

00:03:07: Und es stehen ganz viele Modelle hier rum.

00:03:10: Es hängen Fotos von Referenzprojekten.

00:03:14: Und wir sind jetzt in einem Raum, wo ganz viel Material auch um uns herum ist.

00:03:19: Warum ist das wichtig?

00:03:20: Naja, für uns ist die Suche nach dem Material und der Farbe ein ganz hohes Anliegen.

00:03:27: Deswegen sehen Sie da alle nur erdenklichen Materialien aufgebaut.

00:03:32: Für uns ist das Zusammenstellen der Materialien eine sehr wichtige Frage.

00:03:36: Wir finden das dem, dass dieser Frage sehr wenig Bedeutung beigemessen wird.

00:03:41: Für uns ist das ganz, ganz wichtig.

00:03:44: Materialien sprechen, die Materialien haben eine Botschaft.

00:03:48: Sie sprechen untereinander, sie müssen irgendwie zusammenpassen.

00:03:52: Das kann man zum Beispiel beim Anziehen ja auch sehen, man kann sich ja mit verschiedenen Dingen begleitend überhaupt nicht zusammenpassen und andere Leute, die kleiden sich sehr geschmackvoll und da passt einfach alles zusammen.

00:04:03: Aber so muss man es anfassen und hier sehen wir verschiedene Holzmuster, Fliesen, Metalle, Brüstungen, Gitter etc.

00:04:14: Also man kann wirklich an die Regale rangehen wie in einer Werkstatt fast.

00:04:19: Ja, das ist richtig.

00:04:20: Wir müssen auch immer wieder Dinge wegwerfen leider, weil das wächst ja ständig, bis jetzt unermäßliche, aber die interessanten Materialien behalten wir natürlich.

00:04:31: Wir sprechen heute über das Thema Nachverdichtung, insbesondere ja auch durch Aufstockung, was da möglich ist oder was auch nicht möglich ist, wo die Herausforderungen sind.

00:04:43: Ein Thema, das an Bedeutung gewonnen hat aus Ihrer Sicht.

00:04:47: Warum ist Nachverdichtung so zentral für die Stadtentwicklung?

00:04:52: Also grundsätzlich ist Nachverdichtung ein Phänomen, das wir schon seit tausenden Jahren kennen.

00:04:57: Es ist immer klein angefangen worden und dann hat sich die Stadt je nach Bedeutung urbanisiert.

00:05:02: Es ist immer wieder aufgestockt worden.

00:05:04: Oder ehemalige Holzstädte sind umgebaut worden zu Steinstädten, meist nach großen Bränden.

00:05:11: Und dann ist es immer einhergegangen, weil ich kann in Stein natürlich höher bauen wie in Holz, auch wenn es da jetzt neue Ausnahmen gibt.

00:05:18: Aber grundsätzlich ist die Nachverdichtung ein natürlicher Prozess der Urbanisierung.

00:05:24: So worüber wir heute sprechen, ist die Nachverdichtung in den heutigen Städten aus ganz einem anderen Grund, weil wir haben vor neunzig Jahren begonnen, die Stadt funktional zu trennen.

00:05:34: Das war die berühmte Karte von Athen.

00:05:37: Und es war eigentlich ein weltweites Botschaft, ausgehend von Le Corbisier.

00:05:40: Und wir wissen heute, dass diese Vision nicht mehr richtig ist.

00:05:46: Sie sagt, bereits in den fünftiger Jahren haben viele Architekten international dagegen argumentiert.

00:05:51: Heute ist in der Fachwelt ganz klar.

00:05:54: dass wir ständig neue Ackerflächen, Landschaftsflächen, Naturflächen umwidmen, damit wir sehr leicht neue Gebäude, sei es für endlose Einfamilienhausstrukturen, sei es aber auch für Gewerbeflächen, sei es aber auch für Straßen umwidmen.

00:06:10: Das geht sich mit dem Klimaschutz nicht mehr aus.

00:06:14: Und deswegen gibt es auch in Europa dieses Zero-Netland-Take.

00:06:19: Leider erst mit im Jahr zwei Tausend Fünfzig, weil in unseren Demokratien werden die Heiklin-Probleme auf die nächste Generation oder vielleicht sogar auf die übernächste verschoben.

00:06:28: Die unangenehmen Fragen sind eine große Schwäche.

00:06:31: Aber grundsätzlich wissen wir in Europa, dass wir nicht mehr neue Wiedernen dürfen.

00:06:36: Nur die Tatsache ist keine ganz andere.

00:06:38: Wir sind in Österreich sogar Europameisterin beim Umwidmen und es hat politische und wirtschaftliche Gründe.

00:06:46: Also wir dürfen nicht mehr umwidmen, heißt im Grunde dürften wir aus Naturräumen oder aus landwirtschaftlich genutzten Flächen keine Wohnflächen mehr machen, keine neuen Baurebiete mehr ausweisen.

00:07:00: Sie haben das EU-Ziel benannt, den Netto Null.

00:07:05: Versiegelung oder netto-null-Flächen-Verbrauch bis zum Jahr.

00:07:09: zwei Tausend Fünfzig heißt was?

00:07:12: Das heißt, dass die EU die einzelnen Staaten aufruft, jeden Staat für sich.

00:07:16: Dazu wird zu sagen, dass in fünfundzwanzig Jahren keine neuen Flächen mehr ungewiedet werden.

00:07:22: Aber die Fünfundzwanziger ist natürlich viel zu lang, wenn wir bedenken, was in den letzten fünfundzwanzig Jahren passiert ist.

00:07:28: Also, wir sind jetzt bereits, haben wir einen gigantischen Überhang an Bauland.

00:07:35: So dieses Bauland im Vergleich zu früher ist sehr billig.

00:07:41: Einen Acker zu kaufen ist sehr billig, kostet wenige Euro.

00:07:46: Diesen Aufzuwerten in Bauland gibt es in Österreich den Rekord in Kitzbühel mit fifteen tausend Prozent Wertsteigerung, damit man ungefähr weiß, was das bedeutet.

00:07:57: Und wir haben dort viele Flächen gewidmet, dass wir da nachdenken müssen, was können wir mit den Flächen in Zukunft tun.

00:08:03: Mein Spezialgebiet ist natürlich die Gewerbefläche.

00:08:09: Noch dazu in der Innenstadt, es darf in der Innenstadt keine Betriebsbaugebiete mehr geben.

00:08:16: Die Handelsflächen, Gewerbeflächen sollen natürlich erhalten werden, sonst kann der Stadt nicht leben.

00:08:22: Das ist ganz klar, können sich aber auch erhöhen.

00:08:25: Aber es muss sein, dass die Stadt als Stadt, das heißt mehrgeschossiger Bau, auch Wohnungen und alle anderen Funktionen beinhaltet.

00:08:37: Und es darf nicht mehr sein, dass Gebiete nur noch einer, wie man unterliegt.

00:08:42: Ich bin auch ein Gegner von reinen Wohngebieten, weil das eigentlich auch schlecht ist, dass diese Schlafstätte ohne ... Versorgung und ohne Infrastruktur entstehen.

00:08:52: Also das ist aber nichts Neues.

00:08:55: Das ist altbekannt in der Fachwelt und über das wird schon seit Jahrzehnten argumentiert.

00:08:59: Aber es ist ja trotzdem ganz interessant, wirklich meine Geschichte zurückzugehen.

00:09:03: Sie hatten diese Karte von Athen benannt aus dem Jahr nineteen dreiein dreißig, wo ja auch Architektinnen und Architekten auf die tolle Idee kamen, eine Funktionstrennung durchzuführen mit dem Problem, dass wir weniger Urbane Dichte haben, sondern?

00:09:32: In der Zwischenzeit ist es aber so, dass wir kaum mehr störendes Gewerbe haben.

00:09:45: Die Produktion wird ständig leiser, in Zukunft wird immer mehr mit Roboter produziert, das ist vollkommen lautlos.

00:09:53: Niemand kann sich es mehr leisten, auch nur in der Nähe von Wohngebieten Emissionen zuzulassen, sondern das ist ja alle streng geregelt und auch neben dem Wohngebiet darf ich keine Emissionen produzieren.

00:10:07: Das heißt also, im Wohngebiet sowieso nicht.

00:10:11: Man wird jetzt nicht unbedingt der TR-Fabrik in die Innenstadt stellen.

00:10:15: Oder Zement-Zielos.

00:10:16: Aber grundsätzlich ist ein Großteil des Gewerbes heute wohnungsverträglich.

00:10:20: Also diese Funktionstrengung hat historische Gründe und jetzt müsste man eigentlich wieder mehr Mischung hinbekommen.

00:10:28: Das ist richtig und wir tun uns vielleicht in Europa generell schwer mit dem Umdenken von eingefahrenen Praktischen.

00:10:38: Beim Widmen von Bauland ist das besonders schlimm, finde ich, weil dort schaltet das Gehirn weg und man sagt, na, das hat mit Klimaschutz nichts zu tun.

00:10:48: Man braucht sich nur Wien anschauen.

00:10:50: Wien gibt es ja Klimaschutzkarte.

00:10:51: Und man sieht natürlich, dass die reinen Gewerbebiete selbstverständlich Hitzeinseln sind.

00:10:56: Weil die Gewerbegebiete sind nicht die hundert Prozent versiebelt.

00:10:59: Das darf heute kein Einfamilienhausbauer mehr.

00:11:03: machen, dass es eine Garage-Zufahrt asfaltiert oder betoniert.

00:11:06: Aber beim Gewerbegebiet darf man hundertprozent versielen.

00:11:10: Und das geht sich nicht mehr aus.

00:11:12: Wenn wir die klimaneutrale Stadt erreichen wollen, dann müssen wir uns mit den Gewerbegebieten befassen.

00:11:17: Und die müssen begrünt werden.

00:11:19: Aber nicht nur begrünt, sondern müssen auch gemischt genutzt werden, damit die Leute eben dort arbeiten können, wo sie wohnen und und.

00:11:26: Fünfzehn Minuten statt innerhalb von wenigen Minuten eben.

00:11:30: ihre Arbeitsstädte erreichen oder ihre Geschäfte erreichen usw.

00:11:34: Also diese gemischte Stadt.

00:11:37: muss eigentlich über die gesamte Stadt gehen in der Zukunft.

00:11:40: Also diese Gewerbeflächen, diese großen Gewerbeflächen, die es gibt, man hat ja auch immer noch große Kaufhäuser in den Innenstädten, die zum Teil leer stehen, die umgewittmet werden.

00:11:50: Was macht da das Bauen im Bestand, das Verändern von Bestand für sie reizvoll abgesehen davon, dass es unter den Aspekten von Nachhaltigkeit sicherlich eine Notwendigkeit ist?

00:12:00: Das Einführste ist, im Freiland der Tankstelle zu bauen oder Lagerhelle.

00:12:05: Das ist verhältnismäßig weniger herausfordernd.

00:12:09: Was mich persönlich reizt, aber natürlich viele, viele engagierte Architekten im gleichen Maße, ist die unglaublich, wie soll ich sagen, das multiple Problem, dass man verschiedenste Aspekte berücksichtigen muss.

00:12:25: Es ist relativ leicht.

00:12:28: wenn man nur einen Aspekt berücksichtigen muss, zum Beispiel billig bauen oder was auch immer.

00:12:34: Aber es wird relativ kompliziert, wenn man alle Anforderungen der Gesellschaft erfüllen muss, dann wird es eben sehr, sehr difficile zum Denken.

00:12:42: Und das ist genau jetzt das Reizvolle in eine durchmischte Stadt, wo ich die Anforderungen habe des Verkehrs und allein der Verkehr wieder ablauft.

00:12:52: Da hat es ja dramatische Änderungen gegeben, wenn wir heute Paris und Kuppenhagen anschauen.

00:12:58: Das hat sich sehr, sehr geändert.

00:13:00: Da gibt es in Städten, die sehr avantganistisch denken, dann gibt es ein Handel und das Gewerbe, der natürlich Bestandteil ist.

00:13:07: Wir wollen natürlich die Stadt mit Handel und Gewerbe führen, das kann sich auch erhöhen, der Anteil.

00:13:14: Aber ich denke, dass die dichte Stadt, das heißt natürlich... Der Geschoss-Wohnungsbau, das heißt, dass Stadt wie in Wien, die im Gründerzeit zwanzig, zweieinzwanzig Meter hoch gebaut worden ist und auch in den Landeshauptstätten mit achtzehn, zwanzig Meter, dass das eigentlich für den Menschen eine Stadt bedeutet, wenn ich halt so kleine Einfamilien-Aussiedlungen habe oder Gewerbegebiete und auch Supermärkte mitten in der Stadt ein Grundstück besetzt mit dem Parkplatz so vor, das hat mit Stadt nichts zu tun.

00:13:48: Und ich glaube, das darf einfach nicht mehr vorkommen.

00:13:51: Das hat sich durchgesetzt?

00:13:54: Oder ist das noch eine Botschaft, die durchdringen muss bei Planenden und Bauenden?

00:14:01: am Weg des Umdenkens.

00:14:03: Und es gibt bereits Vorgaben zum Beispiel, wenn du die Rolle darfst, du keinen Lebensmittel mehr am Markt machen, ohne darüber einen Wohnbau vorzusehen.

00:14:11: Also das Umdenken ist schon im Gang.

00:14:13: Es geht nur sehr, sehr langsam.

00:14:15: Und bezüglich der Gewerbegebiete gibt es die Wirtschaftsvertreter, die sagen auch, wir wollen unsere Gewerbegebiete schützen.

00:14:23: Und wir können sie nur schützen, wenn kein Wohnbau dabei ist, weil die Bewohner beschweren sich über Lärm und Emissionen.

00:14:30: Aber das ist zwar ein Schutz, aber es ist keine Lösung.

00:14:35: Ich glaube, man muss das Problem lösen.

00:14:37: In Deutschland ist es etwas besser geregelt mit dem Gewerbericht, das in Österreich, in Österreich ist natürlich gefühlsbetonter und in Deutschland ist es eher analytischer, messbarer.

00:14:48: Der Unterschied im Gewerbericht, das ist ganz interessant, aber die deutsche Lösung ist eindeutig besser, dass man sich auf gewisse Dezibel einigt, zum Beispiel bei Lärmemissionen und so weiter.

00:15:00: Also in Österreich haben wir da Nachholbedarf.

00:15:05: Im Denken und im Umdenken, wenn wir wirklich die klimagerechte Stadt ernst nehmen.

00:15:10: Also das Schaffen von Urbana-Dicht hat mit Zielkonflikten zu tun.

00:15:14: Absolut.

00:15:16: Wir sind heute sehr von Interessen geprägt und Interessen sind oft sehr kurzfristig und notfalls gibt es dann Lobbis, die diese Interessen vertreten bis nach Brüssel und es ist wenig Diskurs oder wie soll ich sagen verhandlungsorientiert.

00:15:35: Ich glaube, dass wir in unseren Demokratien wieder lernen müssen zu verhandeln und unsere Interessen auch abzustimmen und nicht unsere... Egozentrischen Interessen, welchen Teile Bevölkerung aus immer das betrifft, einfach mit Lobbyismus, mit aller Kraft durchzusetzen und das übergeordnete gemeinsame Denken zu vernachlässigen.

00:15:57: Den Klimaschutz wird man mit unproduktiven Kampf, um die eigenen Interessen nicht zu erlösen können.

00:16:03: Beim Suchen nach den Möglichkeiten, wie man einen neuen Wohnraum schaffen kann, sind sich, glaube ich, alle einig, dass Aufstockung eine tolle Variante ist.

00:16:12: Wo vier Geschosse sind, kann man noch einen fünftes Geschoss draufpacken, ein sechstes Geschoss.

00:16:17: Wo die Infrastruktur besteht, kann man schnell viel neuen Wohnraum schaffen.

00:16:24: Wie funktioniert das mit architektonischen Qualitäten?

00:16:28: Welche besonderen Kriterien setzt der Architekt daran an, wo jetzt ja es sich sehr häufig um die Geschwindigkeit und um die Leistbarkeit vor allem dreht?

00:16:38: Naja,

00:16:39: der Vorteil von der Nachverdichtung und zum Beispiel vom Aufstock ist natürlich der, wie Sie richtig sagen, dass die Infrastruktur schon da ist.

00:16:46: Die ist schon vorhanden.

00:16:47: Das Gebäude ist vorhanden.

00:16:48: Vielleicht ist sogar der Lift vorhanden.

00:16:50: Sehr oft wird der Lift dann eingebaut.

00:16:53: Aber das Aufstocken ist eigentlich selbstverständlich schon seit Jahrhunderten oder vielleicht sogar seit Jahrtausenden im Gang und es läuft eigentlich unproblematisch.

00:17:04: und die Qualitäten, die architektonischen Qualitäten sind so unterschiedlich, wie die Architekten eben sind oder die Auftraggeber eben unterschiedlich sind.

00:17:11: Und da gibt es geniale Aufbauten und es gibt absolut stupide Aufbauten, je nachdem, wie die Leute, ich meine, gibt es diesen Spruch, dass die Steine nicht lügen.

00:17:23: Und nicht das, was die Leute über sich selber berichten, sondern das, was sie baut und zeigt ganz genau, oder ist die perfekte Psychoanalyse.

00:17:31: Das kann sich jeder, aber vielleicht ist es auch gerade diese Vielfalt von Qualitäten, die eine Stadt interessant macht.

00:17:38: Die Stadt, die nur von einem Architekten gebaut werden würde, wäre natürlich sehr, sehr langweilig.

00:17:43: Aber wird denn mehr Gutes aufgestockt oder mehr Dinge, wo Peter Lorenz sagt, naja, hätte ich anders gelöst?

00:17:52: Ja, da muss man schon sagen, es gibt schon Städte in Österreich, die mit Gestaltungsbeiräten versehen sind, wo jede Aufsteckung dann wirklich von Fachleuten geprüft wird.

00:18:03: Und das sieht man dann auch, aber es gibt dann auch andere Städte wie zum Beispiel Wien, wo es also keine Gestaltungsbeiräte ist und wo wir schon Aufstockungen sehen, die sehr bedenklich sind.

00:18:13: Sie dürfen natürlich auch Beispiele nennen, die besonders gelungen sind.

00:18:17: Also die weniger gelungen lassen wir hier weg.

00:18:20: Aber Beispiele für Ausstockungen, wo Sie sagen, vielleicht vom eigenen Büro oder von anderen, das ist eine gute Lösung für den Ort und für den Zweck.

00:18:30: Also wir haben in Innsbruck zum Beispiel das blaue Dachel gemacht, eine Anspielung, das goldene Dachel.

00:18:36: Und es wird sehr gelobt, weil es ein denkmalschüsses Gebäude ist und wir da sehr behutsam einen Aufbau gemacht haben.

00:18:43: Aber es gibt viele, es gibt Tausende in Österreich, es gibt in Wien und in Graz natürlich auch hervorragende Aufbauten.

00:18:51: Blaues Dachel.

00:18:52: Blaues Dachel haben wir das genannt, ja, weil das ist in der Innenstadt und das ist in Sichtweite vom Goldenen Dachel.

00:18:57: Das ist historische Touristische Attraktivität.

00:19:03: Und wir haben es dann blaues Dachel genannt, weil es dann blau geworden ist.

00:19:07: Und was haben Sie da gemacht?

00:19:09: Das sind

00:19:10: zwei Wohngemeinschaften, die wir da untergebracht haben, also mit Studenten, meistens mit Studenten, die also sich eine

00:19:19: Wohnung teilen.

00:19:20: Und die Ziele sind blau.

00:19:22: Im Atom ist da Photovoltaik drauf.

00:19:25: Ja,

00:19:25: Metalldeckung blau.

00:19:26: Photovoltaik ist dort nicht möglich als Denkmalschutzgründen.

00:19:30: Okay, also gute Beispiele verlinken wir auch bei uns in den Show Notes.

00:19:34: Mehr zum blauen Dachel dann also dort.

00:19:37: Nun ist es ja eine Praxis, so wenn man aufstocken will.

00:19:41: Hat man es mit den Konflikten zu tun?

00:19:43: Wir haben schon darüber gesprochen, aber auch mit einer Nachbarschaft, die vielleicht gar nicht so ein riesiges Interesse daran hat, dass da eine Baustelle nun entsteht.

00:19:52: Wie kann man als Architekturbüro, als Architekt, als Planender, Baunder vor Ort die Leute mitnehmen?

00:20:02: Naja, beim reinen Aufstocken gibt es in Österreich eine klare Lösung.

00:20:06: Da gibt es ein paar Verhandlungen, die Nachbarn werden eingeladen und können innerhalb des Baurechtes Einspruch erheben.

00:20:11: Und wenn man dann die Baugenehmigung hat, dann wird der Bau normalerweise problemlos ablaufen.

00:20:19: Ich glaube nicht, dass das die großen Konflikte sind, wenn der Nachbar innerhalb des Bebauungsplans aufstockt.

00:20:25: Die Konflikte bestehen, wenn jetzt zum Beispiel Gewerbegebiete umgewiedmet werden sollen, in gemischte Gebiete, weil dort die Interessen der Wirtschaftsdreibenden übrigens meines Erachtens gar nicht so unproblematisch vertreten werden, weil der Wirtschaftsdreiber noch vielleicht selber will umwidmen und die eigene Kammer ist dagegen.

00:20:47: Aber das sind die Zielkonflikte, die im Städtebau ausdiskutiert gehören und nicht nur vorgesetzt.

00:20:54: Und diese Verhandlung ist wichtig.

00:20:57: Ich glaube, wir haben schon sehr viel verhandelt in den letzten Jahrzehnten in Europa und haben die Städte, glaube ich, schon sehr gut entwickelt.

00:21:05: Denken Sie nur, wie wir es in ca.

00:21:08: fünfzig Jahren in Europa die Innenstädte entwickelt haben.

00:21:12: Das war ja vor fünfzig Jahren vollkommen komplett.

00:21:15: Anders ist von Bologna ausgegangen, das ist also schon ein erfolgreicher Verhandlungsprozess in der Innenstadt, der ja mit viel Widerstand und viel Diskussionen und viel Studien versehen ist und das ist heute mehr oder weniger fertig gebaut.

00:21:28: Die Innenstadt in Europa sind, haben alle ihre Fußgängerzonen, haben alle ihren Denkmalschutz und alle ihren Sammelschutz vielleicht am Teil sogar übertrieben.

00:21:36: Aber dieses Thema scheint ausverhandelt zu sein.

00:21:39: Ganz anders schaut es aus mit der Peripherie.

00:21:41: Die Sorge an der Vorstadt, wo Sorge in Italien ganz besonders ein Ausmaß, wo man sieht, dass die Stadtzentrum der Glashaube drübergestülpt.

00:21:51: Und außerhalb der Glashaube herrscht der wilde Westen und wird komplett chaotisch und komplett antiurban gebaut.

00:22:00: Und ich glaube, mit dem müssen wir uns beschäftigen.

00:22:02: Das ist ein hartes Brett zum bohren, das ist schwierig.

00:22:07: Und es ist natürlich leichter dann wieder auf die grüne Wiese zu gehen, aber ich denke eben, dass das unsere Aufgabe ist von Städtebau und Architekten, die da wesentlich sich mehr engagieren müssen, dass wir uns um diese Vorstädte kümmern.

00:22:21: Ja, Sie haben mal gesprochen von, ich zitiere, krebsartig gewachsenen Vorstädten, wilder Westen, was die Planung, was die Stadtplanung angeht.

00:22:32: Naja, es ist eine Art wilder Westen, weil die Gewerbegebiete werden ja kaum zu neunundneinzig Prozent nicht geplant.

00:22:38: Die entstehen, jeder macht dort, was er will.

00:22:41: Und die sagt, ja, ich brauche vierhundert Parkplätze und ich brauche so unsere Kooperatur, dann darf er das machen.

00:22:46: Und jeder ist zufrieden, dass das Steuern abwirft für die Gemeinde, während man in der Innenstadt jede Türklinge genehmigen lassen muss, mit schwierigen Gestaltungsbeiräten und Sachverständigen und so weiter.

00:23:00: Also die Innenstadt oder es gibt in Wien den Canalettoblig, der vor einigen hundert Jahren noch immer für heute für den Stadtenstädtebau wichtig ist.

00:23:10: Aber wir haben die Aufgabe, es gibt in Italien eigentlich nur einen einzigen Wichtnachrichter, das ist der Renzo Piano, der sich damit beschäftigt, der seinen Senatoren geholt, der das ja Senator auf Lebenszeit spendet für diese Entwicklung.

00:23:25: Und wir müssen uns mit diesen schwierigen Fragen wo die Tankstelle neben dem Möbelhaus und der Lagerhalle und dem, was auch immer dort sich an Chaos zusammenfügt, mit dem wir es uns befassen und die Aufgabe ist, aus diesen Vorstädten stattzumachen.

00:23:46: Wir fahren nicht in die Panliös nach Paris, wenn wir Paris bereisen wollen.

00:23:50: Die Panliös sind die Vorstädte, wo die kriminell sind, wo jedes Jahr zu einer Jahr Autos verbrannt werden.

00:23:58: als Feuerwerk und wo auch vielleicht bei der Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan-Klan.

00:24:24: Aber diese Vorstädte gehören nicht so ein Gesamtkonstwerk dazu, sondern die existieren irgendwie als Ergebnis der letzten neunzig Jahre.

00:24:34: Und ich glaube, wir müssen über die Diskussion hinauskommen und müssen umsetzen, diese Städte neu verfassen.

00:24:42: Das ist ein schwieriger Prozess, aber ich glaube, es ist notwendig, wenn wir nicht vollkommen in diesen Krebszustand weiterleben wollen, der natürlich schädlich ist.

00:24:53: Ich zitiere sie nochmal mit einem weiteren O-Ton.

00:24:58: Sie haben beim Jubiljana-Forum gesagt, Stadtplanung ist zu einem Bündel von Interessen geworden.

00:25:03: Menschen beteiligen sich, um ihre eigenen Interessen zu schützen, nicht die Interessen der Stadt.

00:25:13: Seitdem Sie das gesagt haben, das war im Jahr zwei Tausend Dreizehn, grundsätzlich etwas geändert oder ist Stadtplanung nach wie vor das Schlachtfeld?

00:25:21: der Interessen, wie Sie es gesagt haben?

00:25:23: Also, man muss schon differenzieren und sagen, es gibt sehr viele Leute in den vor allem in den führenden Städten Europas, die mit Stadtplanung sehr erfolgreich umgehen.

00:25:31: Die haben zuerst schon gesagt, Kopenhagen, Paris, Madrid, aber auch Wien haben schon sehr große Erfolge vorzuweisen.

00:25:40: Und wenn man jetzt die neue Stadt eigentlich das vielleicht nicht mehr geben wird, In Zukunft, wenn man die See-Stadt Aspen sieht, sind schon gewaltige Anstrengungen, die sich sehr positiv entwickelt haben.

00:25:51: Das muss ich mir schon sagen.

00:25:52: Trotzdem geht mir immer noch die Konzentration auf diese Vorstadt ab.

00:25:59: Die See-Stadt Aspen ist ein herausragendes europäisches Beispiel für Städtebau.

00:26:05: Aber die Vorstädte in Wien sind noch immer nicht bearbeitet und nicht urbanisiert.

00:26:11: Und das ist irgendwie ... Eine heiße Kröte, das will man nicht anfassen.

00:26:16: Das ist schwierig.

00:26:18: Das sind die Interessen, die da kommen.

00:26:22: Das bin glaube ich schon, dass wir vom reinen Vertreten von Interessen umschwenken müssen auf den konstruktiven Diskurs, den der Philosoph Jürgen Habermas schon seit jetzt schon ziemlich lang, als glaube ich jetzt ungefähr neunzeig, immer wieder Europa dran erinnert.

00:26:41: Das ist die einzige Chance, mit dem wir unsere Probleme lösen können.

00:26:46: Sie haben die Seestadt-Azbern angesprochen.

00:26:50: Sehr gelungenes Projekt vor den Toren der Stadt, wenn ich das so sagen darf, im Nordosten, glaube ich, von Wien.

00:26:57: Ist aber keine Nachverdichtung im dem Sinn, sondern ist wirklich eine neue Stadt, ein neuer Stadtteil, der entstanden ist auf einem ehemaligen Flughafenfeld,

00:27:07: glaube ich.

00:27:09: Das ist eigentlich ein Beispiel einer neuen Stadt.

00:27:13: ist eigentlich eine neue Stadt gründen.

00:27:15: Und ich glaube, dass das schon erfolgreich ist in sich und wird auch ständig verbessert.

00:27:21: Also die Dinge, die jetzt gebaut werden, sind besser, als die aus einem Fördern gebaut werden.

00:27:25: Also das ist schon beachtlich.

00:27:27: Aber ich glaube nicht, dass wir in Zukunft solche neue Städte noch bauen sollten, sondern wir sollten es konzentrieren auf die bestehende Stadt.

00:27:35: Und das Umbauen der Vorstädter, in denen die Probleme liegen.

00:27:42: Richtig.

00:27:43: Und jetzt noch, noch aktueller, noch wichtiger ist, wenn jetzt in der Innenstadt, das dort, wo also schon urbanisiert ist, dort, dass es auf keinen Fall mehr reine Gewerbegebiete gibt oder Betriebsbaugebiete wie es in Wien gibt, die müssen unbedingt umgewidmet werden, begrünt werden und gemischt werden.

00:28:03: Also das ist absolut wichtig, wenn wir diese Hitzeinseln ausschließen wollen in Zukunft.

00:28:10: Hier in Wien hat man ja festgestellt, es ist unheimlich viel grüner geworden.

00:28:15: Also da wird viel entsiegelt, es werden viele Grünbereiche eingerichtet, wenn Bäume gepflanzt.

00:28:22: Es gibt da, glaub ich, Pläne, wirklich die Stadt umzubauen.

00:28:25: Nicht ganz so stark, wie Paris es vormacht.

00:28:28: Aber hier merkt man, es ist auch vieles in Bewegung geraten.

00:28:33: Also die Stadtumbau.

00:28:35: Immer in Wien war schon führend.

00:28:39: zum Beispiel die Donauinsel.

00:28:42: Das kann man heute schon als Naturschutzgebiet sehen.

00:28:46: Oder das Baumschutzgesetz, das vorbildlich ist, das dazu geführt hat, dass zigtausende Bäume nicht gefällt worden sind, sondern immer noch bestehen.

00:28:56: Und ich muss ja dann immerhin die ganze Fläche eines Baumstammes neu pflanzen.

00:29:03: Das heißt dann siebzehn Bäume für einen alten Baum.

00:29:06: Und es hat sehr beigetragen und um die Begrünung von Wien muss man sich keine Sorgen machen.

00:29:11: Ich glaube sogar eher, dass es ein bisschen übertrieben ist.

00:29:14: Ich bin zum Beispiel kein besonderer Freund von Fassadenbegrünungen.

00:29:18: Ich finde, dass zwei Bäume vor dem Haus wichtiger sind als ein Ganze, bringt viel mehr als irgendwelche schwierigen und teuren Fassadenbegrünungen.

00:29:27: Aber was wichtig ist, ist, dass wir uns in Wien mit dem Verkehr befessen und eben mit diesen Gewerbegebieten.

00:29:33: Da sind wir im Rückstand beim Nachdenken über die Zukunft der Stadt.

00:29:38: Sprechen wir noch mal über ein paar Projekte, die Sie realisiert haben mit Lorenz Atelier.

00:29:47: RIVOS ist ein Stichwort, was mit urbane Dichte zu tun hat und das zu tun hat mit der Mischung von Funktionen, also eigentlich Aufknacken von verschiedenen Bereichen.

00:30:02: Stapeln in der Höhe, richtig?

00:30:04: Ja, also dieses Projekt ist schon ein wichtiges Projekt für uns gewesen.

00:30:11: Wir sind gefragt um einen Zeitpunkt, wo man schon viele Jahre versucht hat, den üblichen Parkplatz vor dem Flachmann Einkaufszentrum zu durchsucht bringen.

00:30:22: Es war ein glückliches Zusammenfügen von Stadtrade, beide hintereinander, zuerst die Stadtrade Roudichique und dann der zuständige Christoph Korher, die das ermöglicht haben, dieses Denken, dass man die Parkplätze vermeiden muss und dann, dass wir die Möglichkeit haben, verschiedene Funktionen zu stapeln.

00:30:44: Das heißt, statt vier Grundstücken für Autos, für die Schule, für den Lebensmittelmarkt.

00:30:52: Und die Sportflächen haben wir ein Grundstück verwendet.

00:30:55: Und das ist natürlich ideal, ein idealer Beweis für die vermeide von Flächenverschwendung.

00:31:01: Wir haben praktisch die Fläche vervierfacht.

00:31:04: Und diese horizontale Stapelung ist eigentlich auch etwas, was traditionell wir in der historischen Stadt kennen.

00:31:12: Fast alle Innenstädte der Welt haben im Erdgeschoss Geschäfte oder Gewerbe im ersten Stock vielleicht noch Büros und dann drüber halt Wohnungen.

00:31:22: Und das finden wir schon ein Modellbeispiel für die Zukunft, wie man Vorstädte urbanisieren kann.

00:31:33: Und wir haben dort jetzt immerhin ein Bauhöhe von fünfzehn Metern und es ist natürlich komplett viel oder viel urbaner als jetzt nur eine Lagerhalle oder ein Ein Lebensmittelmarkt.

00:31:48: Das ist schon ein gutes Beispiel.

00:31:49: Und die Buwok hat sich da schon ausgezeichnet.

00:31:52: Das war für alle Beteiligten etwas Neues.

00:31:55: Und ich meine, die Buwok hat das noch nie gemacht.

00:31:58: Eine Schule mit einem Lebensmittelhandel.

00:32:02: Sie sind ja absolute Wohnbauer.

00:32:05: Und für die Stadt war das auch neu.

00:32:07: Also das waren schwierige Prozesse.

00:32:10: Wir reden vor einem Thema, das nicht einfach ist.

00:32:13: Das Einfache liegt hinter uns, nämlich einen Acker zu bebauen mit einem Wohnsilo ist relativ ein einfacher Vorgang.

00:32:21: Dieses Abstimmen verschiedenster Interessen und verschiedenster Aufgaben in einem Gebäude ist komplex und es ist für den Planer sehr aufwendig und da braucht es schon sehr viel, wie soll ich sagen, auch Diskursverständnis und Respekt und Zuhören und so weiter, damit es zustande kommt.

00:32:38: Das ist ja vielleicht gerade die Schwäche in unserer Gesellschaft, dass wir das, dass uns das zu aufwendig geworden ist und daran leiden ja letztlich auch unsere Demokratie.

00:32:47: Aber wenn man diese Komplexität stemmt, dann klingt etwas, was mit Rivos entstanden ist, nämlich ein Gebäude, in dem drin ist ein Supermarkt, in dem drin ist ein Parkhaus oder Park-Stellplätze, darüber eine Schule.

00:33:05: Zwei Geschuße.

00:33:06: Zwei Geschosse und ganz oben ein Sportplatz auf dem Dach.

00:33:13: Mit den Freiflächen, Pausenflächen, wir haben sie sogar freiklassen dort untergebracht.

00:33:19: Ja, das wäre für uns natürlich schön, wenn das mehr Schule machen wurde.

00:33:23: Das Gebäude existiert jetzt seit vier Jahren, ist erfolgreich.

00:33:27: Also die Schüler lobens, die Lehrer.

00:33:29: Gehen Sie ab und zu mal hin und gucken, wie es läuft.

00:33:32: Ja, man muss es natürlich immer wieder herzeigen und alle Leute sind sehr angetan und das funktioniert gut.

00:33:41: Ist ja etwas schade, dass das wenig Folgebeispiel ist.

00:33:44: Wahrscheinlich haben die Leute Angst generell vor dem Diskutieren oder vor dem Lösen von Problemen.

00:33:52: Die Komplexität solcher Prozesse oder solche Projekte hatten sie ja auch bei der SportsCity in Ljubljana.

00:34:00: die Sie realisiert haben, ist jetzt im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März,

00:34:16: dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im

00:34:17: März, dass Sie im März,

00:34:18: dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie im März, dass Sie.

00:34:24: Vier Jahre später haben sie bereits entschieden, nein, wir sind jetzt auch eine europäische Landeshauptstadt, also müssen wir, brauchen wir ein Fünfzig Meter Becken oder ein Olympia Becken, wie das heißt in der Fachsprache.

00:34:37: So, das war damals eine richtige Entscheidung, das genau an der Stelle machen, in der Innenstadt, wo in der Jahre neunzehnundzwanzig das alte Baute errichtet worden ist, das damals so schönes Baute war.

00:34:50: In der Zwischenzeit ist dann vor fünfundzwanzig Jahren der Wettbewerb gestartet worden, den wir gewonnen haben.

00:34:56: Das war der erste internationale Wettbewerb in Slowenien, sehr umstritten und noch mit allen Kämpfen einer jungen Aktion versetzt.

00:35:05: Und es hat viele Diskussionen gegeben, ob das dort noch richtig ist oder nicht und so weiter.

00:35:10: Und wir haben fünfundzwanzig Jahre lang daran gearbeitet, bis wir das heuer Eröffnung haben können.

00:35:15: Ich glaube, was gelungen ist dort, und das waren schon auch sehr viele Diskussionsprozesse mit verschiedenen Bürgermeistern und verschiedenen Stakeholders in dieser Zeit.

00:35:25: Unser Beitrag war vor allem, bitte macht es aus dem ein Stückchen statt.

00:35:30: Also das selbe Thema wieder.

00:35:33: Nicht nur ein Schwimmhalle, wo man hineingeht, schwimmt und wieder rausgeht, wie es jetzt zum Beispiel bei den neuen Schwimmenhallen in Paris passiert ist für die europäische Spiele.

00:35:41: eine dunkle Box, die künstlich beleuchtet wird, sondern macht mir etwas, das integriert ist, wo man hineinschauen kann, herausschauen kann, wo man die Züge sieht und die Autos sieht, wo man durchgehen kann mit einem öffentlichen Platz, wo es viele, viele, wo es hunderte Durchblicke gibt und Einblicke und auch in der Nutzung durchaus.

00:36:01: Wir träumen davon, dass man im Schwimmbäckchen ... Plastikkörper hineinstellt und eine Rockband dort auftreten kann und so weiter.

00:36:09: Das hilft natürlich auch den unter den Instandhaltungskosten und Betriebskosten, dass das eben urban genutzt wird.

00:36:17: Und ich glaube, das ist gelungen.

00:36:20: Es ist ja erst ein halbes Jahr her.

00:36:22: Das wird jetzt benutzt, die Leute lernen damit umzugehen.

00:36:26: Und wir freuen uns sehr über die Annahme der Bevölkerung.

00:36:30: Aber es ist durchaus noch umstritten auch unter den Architekten, die also das nicht so sehen dort, die lokalen Architekten, die also dauernd noch finden.

00:36:39: Das passt dort nicht hinein und so weiter.

00:36:42: Das ist ein Diskussionsprozess.

00:36:43: Aber die Schöne sind Architektur.

00:36:46: Wenn dann das Fakt geschaffen ist, dann spricht er das Gebäude für sich selber.

00:36:50: Dann braucht Architekt das nicht mehr zu verteidigen.

00:36:52: Zuerst muss er es natürlich verbal auch verteidigen.

00:36:55: Aber wenn es fertig ist, dann spricht das Gebäude.

00:36:58: Hoffentlich eine gute Botschaft.

00:37:00: In dem Fall sind wir recht zufrieden, dass das Gebäude selber dafür sorgt, dass es öffentlich genutzt wird und öffentlich anerkannt wird.

00:37:08: Und das braucht auch die Stadtgesellschaft, die ein solches Objekt dann kapert, mit Ideen und mit Veranstaltungen bespielt und es vielleicht auch ein Stück weit zur Stadtkultur macht, oder?

00:37:21: Ja, Ljubljana ist schon erstaunlich.

00:37:23: Die haben also sich in den letzten fünfundzwanzig Jahren schon enorm entwickelt.

00:37:28: Die Stadt hat einen absoluten Aufholprozess und setzt auch auf architektonische Qualität schon bereits in der Vergangenheit.

00:37:36: Und die kann dann jedem nur Besuch empfehlen von Ljubljana.

00:37:39: Das ist schon wirklich eine attraktive Stadt geworden mit vielen neuen Projekten und haben sehr aufgeholt.

00:37:49: Gibt es eigentlich so ein Wunschprojekt, was Sie haben, wo Sie sagen, das würde ich gerne bebauen oder das würde ich gerne umwandeln oder das würde ich gerne aufstocken.

00:38:00: Ein unerfüllter Traum.

00:38:02: Naja.

00:38:03: Man muss immer vielleicht Schatzhaft sagen, das nächste Projekt ist immer das Wunschprojekt, weil wenn es kein Wunschprojekt ist und wenn man sich nicht emotional engagieren kann, dann wird es nichts.

00:38:13: Also man muss erstens zur Beziehung bekommen mit dem Auftageber, man muss irgendwie so wie der Bergführer mit seinem Kunden, mit dem man auf den Berg geht, man muss irgendwie eine Beziehung schaffen, man muss was Ähnliches wollen und muss das irgendwie ausdiskutieren können.

00:38:32: Aber grundsätzlich soll man eigentlich kein Projekt machen, überhaupt kein Projekt anfangen, wenn es nicht ein Wunschprojekt ist oder wenn es nicht, wenn man sich nicht emotional dafür engagieren kann.

00:38:42: Insofern sind langweilige Projekte weniger interessant als komplexe Projekte, liegen wir vielleicht mehr.

00:38:51: Auch wenn sie weniger einfacher sind und wirtschaftlich nicht so lustig ist immer, aber es ist spannender, schwierige Aufgaben zu lösen.

00:39:00: Sie haben das Ziel für sich beschrieben, zeitlose Architektur zu schaffen.

00:39:06: Also nicht ein bestimmter Stil, sondern die optimale Lösung komplexer Aufgaben an einem spezifischen Ort.

00:39:13: So steht es, glaube ich, auch auf Ihrer Webseite.

00:39:15: Zeitlose Architektur.

00:39:17: Ja, wir möchten gerne, dass ein Gebäude das heute erdacht wird oder sich vielleicht innerhalb von Jahren entwickelt, dass das auch in zehn Jahren noch gültig ist.

00:39:30: Ich meine, man wird es vielleicht nicht schaffen, dass man ein Gebäude komplett, das man nicht mehr ablesen kann, aus welcher Zeit es schafft.

00:39:38: Aber sie ist so ähnlich bei der Kleidung.

00:39:42: Sie können sich anziehen in einer Kanarienvogel und vielleicht im Moment sehr viel Aufsehen erregen.

00:39:47: Und alle schauen ihnen nach.

00:39:48: Und wenn der aber zum dritten Mal gesehen ist, dann lacht man hinaus und sagt, das ist nicht überzeugend.

00:39:55: Und so ähnlich ist eine Architektur, also eine schreiende Architektur, die im Moment veröffentlicht wird und meistens sehr formal akzentuiert ist.

00:40:08: überdauert nicht.

00:40:09: Und man sieht, dass nach zehn, fünfzehn Jahren kann man ein Gebäude besser beurteilen.

00:40:14: Vielleicht wäre es auch besser, die Architekturpreise erst nach zehn Jahren zu vergeben.

00:40:18: Weil für das Bauen ist die Nachhaltigkeit schon wichtig.

00:40:22: Das heißt, Nachhaltigkeit kann ja erst beweisen, wenn einige Zeit vergangen ist.

00:40:27: Und wenn ein Gebäude Es ist Pantheon in Rom, nenne ich gerne.

00:40:32: Sie gebäude, sie existiert, existiert zweitausend Jahr und ist immer noch schön und es wird immer noch besucht und hat schon verschiedene Funktionen hinter sich und es ist zeitlos.

00:40:41: Das ist eine spektakuläre Qualität und es ist zeitlos und insofern versuchen glaube schon viele Architekten auch Gebäude zu machen, die die Zeit überdauern oder vielleicht im besten Fall auch sich selbst überdauern.

00:40:57: Aber die Idee ist interessant, ein Award erst dann zu vergeben, wenn das Gebäude schon zehn Jahre bewohnt oder in Nutzung ist.

00:41:03: Viele Awards gibt es ja auch, wenn man nur die Visualisierung schon zeigt.

00:41:08: Ja,

00:41:08: das ist ein Ohnting des digitalen Zeitalteres.

00:41:12: Das ist jetzt ein Geschäftsmodell geworden.

00:41:15: Und jeder Architekt bemüht sich jetzt irgendein Award zu bekommen und es wird, dann wird mein drei gute Fotos gemacht und dann geminnt man Award.

00:41:24: Kein Mensch interessiert sich, wo das in der Stadt liegt oder ob das funktioniert und so weiter.

00:41:29: Und diese oberflächlere Betrachtung tut der Architektur nicht gut.

00:41:33: Ich glaube, man müsste tatsächlich die Preise, weil es ist auch vielleicht ein Effekt, der im Moment gerade ... Wichtig erscheint, kommt man nach fünf Jahren drauf.

00:41:41: Das war jetzt gar nicht so wichtig.

00:41:43: Das war noch im Moment auffällig und war neu.

00:41:46: Wir drängen immer nach Innovation.

00:41:48: Vielleicht ist Innovation sogar schlechte Qualität.

00:41:52: Vielleicht bringt der Innovation gar nichts Gutes.

00:41:55: Vielleicht ist es oft auch besser, dass man ein altes Kriterium hernimmt, wie zum Beispiel den Raum.

00:42:01: Wir beschäftigen uns viel zu wenig mit dem öffentlichen Raum in einer Stadt.

00:42:05: Wir fahren zwar alle auf Urlaub in Städte, die schöne öffentliche Räume haben, aber dann, wenn wir zurückfahren zu uns, dann leben wir in einem Einfamilienhaus ohne öffentliche Räume oder in einer Wohnsiedlung, wo der öffentliche Raum keine Bedeutung hat.

00:42:19: Und das wäre so einer der Qualitäten, die man eigentlich wieder ausgraben müsste in der Stadt anstatt, dass man selber alles muss immer super innovativ sein.

00:42:28: Das ist so ein... Marketing oder unsere Gesellschaft heisst Nachaufmerksamkeit und man kann nur bestehen, wenn man sich individuell irgendwie möglichst schrillen zeigt und die Zurückhaltung Bescheidenheit zählt dann relativ wenig.

00:42:47: Dieser öffentliche Raum, also vielleicht auch diese gemischten Räume, halböffentliche Räume, begehbare Foyets, was ja im Neubau auch alles möglich wäre, gemeinschaftlich genutzte Räume, bräuchte es also noch viel mehr.

00:43:00: Ja, das braucht viel mehr.

00:43:02: Mein Wien ist schon da auch ein bisschen vorbildhaft.

00:43:05: Zum Beispiel im Wohnbau gibt es ja vier Säulen.

00:43:08: Einer der wichtigsten Säulen, die es in anderen Ländern nicht gibt, ist die soziale Nachhaltigkeit.

00:43:12: Das heißt, die muss bei einem neuen Wohngebäude, auch wenn das jetzt geförderte Wohnungen sind, muss sie Flächen schaffen, wo die Leute sich treffen.

00:43:20: Es wird immer noch in Wien die gemeinsame Waschküche propagiert, obwohl jeder seine eigene Waschmaschine hat, das Ort des Treffpunkt oder die Fläche.

00:43:29: für die Kinder, dass dort ein Caféautomat steht, oder gibt auch Fälle, wo z.B.

00:43:34: Urban Gardening und Spielbärze am Dach machen wir jetzt gerade und so weiter.

00:43:40: Ich sehe da hinten ein Foto einer großen Wohnanlage mit Urban Gardening und mit einem Pool auf dem Dach.

00:43:52: Das ist auch eine gemeinschaftlich nutzbare Qualität.

00:43:57: Wo ist das?

00:43:58: Das ist eine Breitenfuhr der Straße.

00:43:59: Breitenfuhr

00:44:00: der Straße.

00:44:00: Direkt

00:44:01: daneben der Schule auf dem Markt.

00:44:07: Ja, und das ist zu vernünftigen Preisen.

00:44:09: Das sind geschützte Preise.

00:44:11: Die zahlen also relativ wenig im Vergleich.

00:44:14: In jedem anderen Landwirt ist der absolute Luxus, wenn ich am Tag schwimmen kann.

00:44:21: Also, da ist Wien schon sehr ... Sozial, und vielleicht auch ein Argument für die hohe Lebensqualität in Wien, ist dieses Bewusstsein, dass man für einen geförderten Wohnbau machen muss, immerhin ein Drittel, oder wie ihn erlebt, den geförderten Wohnbauten.

00:44:37: Das ist ja nicht so, dass das jetzt eine Armolietkonzentration ist, sondern das Familieneinkommen liegt, glaube ich, ungefähr bei siebzigtausend Euro im Jahr.

00:44:47: Das sind also schon, jetzt ist schon Mittelklasse.

00:44:51: Und das ist sicher ein gutes Beispiel.

00:44:55: Soziale Nachhaltigkeit, Sie haben es erwähnt.

00:44:57: Man muss einmal erklären, dass das Wiener Modell auch darauf besteht, dass man an Grundstücke dran kommt, wenn man bestimmte Punkte sammelt, soziale Punkte und sich in einem Wettbewerbsverfahren durchsetzt.

00:45:10: Deshalb werden solche Quartiere oder solche Wohnprojekte auch ausgestattet mit Gemeinschaftsflächen, mit Urban Gardening, mit Pool auf dem Dach und Ähnlichem.

00:45:18: Richtig,

00:45:19: ja.

00:45:19: Also das ist eine hervorragende Qualität und das geht in Wien schon durch und es ist nicht immer unproblematisch, der frei finanzierte Wohnbau leidet natürlich drunter und vielleicht muss man dort noch einmal kompromisse schließen, aber grundsätzlich ist die Wohnqualität eben geht eben über die eigene Wohnung hinaus, sondern geht über die Gemeinschaftsflächen durch.

00:45:40: und das ist schon eine soziale Verantwortung, die sehr wichtig ist und vielleicht gehört auch das mit Wien zu den ehrensicheren Hauptstädten der Welt.

00:45:49: und nicht zu den unsicheren.

00:45:51: Also die Breitenfurter Straße sehr eindrucksvoll.

00:45:55: Wir gucken hier auf das Foto und packen gerne den Link auch in die Show Notes rein.

00:46:01: Herr Lorenz, Sie sind lange dabei, lange im Geschäft, in den ersten Büro eröffnet.

00:46:09: Wenn Sie so zurückblicken, welche zwei Dinge haben sich in Ihrer Arbeit als Architekt am stärksten verändert?

00:46:17: Ich glaube, ganz eindeutig ist es die Entwicklung, die Arbeit an der Stadt.

00:46:25: Also, die Arbeit an der Stadt ist mir zum zentralen Anliegen geworden.

00:46:31: Und vielleicht auch deshalb, weil wir uns nicht anders durchsetzen haben können in Wien, als eben mit dem Städtebau, der eher ein Stiefkind der Architekten ist, weil da kriegt man wenig bezahlt und da muss man sehr viel kämpfen und nachdenken.

00:46:44: Das ist meistens sehr komplex mit verschiedensten Interessen.

00:46:49: Aber heute sehe ich es als die große Verantwortung von uns Architekten, dass wir an der Stadt uns abarbeiten.

00:46:58: Und das Stadt ist eigentlich vielleicht die wichtigste Frage des einundzwanzigsten Hunderts.

00:47:03: Wenn wir überleben wollen mit allen derzeit bekannten Krisen, dann ist die Stadt die richtige Methode.

00:47:11: Wenn wir so weitermachen, dass wir die Stadt, wie das heißt auf Englisch, einen Urban Sprawl, dass das eher so ein Eierspeis wird und kein hautgekochtes Ei mehr, dann werden wir weder die Klimaschutzprobleme lösen, noch werden wir soziale Probleme lösen.

00:47:34: Und, ich glaube, das ist die Arbeit an der Stadt für mich eigentlich in so einer Art.

00:47:39: Lebensaufgabe geworden, indem man alles unterordnen kann.

00:47:42: Ich kann aber auch das Einfamilienhaus unterordnen.

00:47:45: Und das zweite ist natürlich schon, wie kann ich eine langfristige Qualität schaffen?

00:47:51: Also das ist die Grundfrage.

00:47:53: Ich liegt nicht dran, dass man irgendwann den Husti-Wusch schnell einen Effekt hat und dann ist das verbuft.

00:47:59: Sondern etwas, die hätte sehr große Freude, wenn ein Gebäude nach fünfzig Jahren, dass man sagt, du verfliegst, es ist einfach immer noch gültig und das Gebäude stammt aus einer bestimmten Zeit, hat wahrscheinlich damals noch keine Solaranlage gehabt.

00:48:11: Aber es ist in der Qualität, passt es in die Stadt und hat seinen Ort.

00:48:16: Und die orientieren wir da gern an die Gesellschaft.

00:48:20: Wenn jetzt einer neu in die Gesellschaft knallt in eine bestehende Gruppe und er will da sehr auffällig sein und sagt, ja, ich bin ich und die muss mein eigenes denken.

00:48:29: sein, dann ist diese andere Erscheinung als jemand, der in einer Gesellschaft kommt, vielleicht im Ausland und sich integrieren will oder vielleicht auch muss und sagt, die will zwar schon meine Qualität haben, aber ich bin ein Teil der Gruppe und das ist vielleicht der Grundauffassung im Städtebau, dass man sagt, der Kontext ist schon wichtig und nicht nur das Überzeichnen oder das Glorifizieren einer Einzelmeinung.

00:48:54: Ja, jetzt fragt man sich, wie war der Kontext, dass damals die jungen Peter Lawrence als Architekt werden wollte.

00:49:02: Und das war die Oper von Sydney.

00:49:05: Also ja, ich bin...

00:49:07: Wir machen einen Sprung ein bisschen zurück in der Zeit.

00:49:11: Ja, vielleicht hat es... Ich muss dazusagen, ich war ein schlechter Student.

00:49:16: Ich habe keinen besonderen Wert gelegt aus Architekturstudium.

00:49:19: Für mich war damals die Ski fahren und das finanzierte Studium durch den Skilauf war für mich wichtiger.

00:49:27: Und ich bin dadurch in der Welt herumgekommen und habe meine Freunde dann die Anwesenheitslisten in Innsbruck unterschreiben lassen.

00:49:34: Und ich bin in der Zwischenzeit herumgefahren, habe gearbeitet, habe ganz gut verdient und habe die ganze Welt bereist.

00:49:40: Und was mir schon in Erinnerung geblieben ist, damals war es übrigens noch nicht ganz fertig.

00:49:45: von Johann Utzen, das Operahaus in Siedne.

00:49:48: Und die hab damals, es war für mich so ein Ort, erkennt ihm Gottes, wenn das so unglaublich beeindruckend Medizin ist, dagegen an irgendwelchen Leichen herumzuschnipseln.

00:49:59: Ich war ein paar Wochen, dann hab ich Medizin studiert.

00:50:03: Und das ist also vollkommen uninteressant.

00:50:07: Ich bin heute allerdings kritisch mit der Siedne Opera.

00:50:11: Weil es für mich eben so ein Einzelgebäude ist, das so mit der Stadt nicht so viel zu tun hat.

00:50:15: Aber für mich war das damals schon ein, wie soll ich sagen, ein sehr reizvoll und gesagt, ja, sowas möchte ich

00:50:23: mal machen.

00:50:24: Das will ich auch.

00:50:25: Das möchte ich auch.

00:50:26: Das hat mich fasziniert mit einem.

00:50:29: Haben Sie, um bei den Opernhäusern zu bleiben, gibt es welche, die wirklich Teil der Stadt sind, die also auch tagsüber bespielt werden, die nicht nur sich abends öffnen für Vorstellungen, sondern die wirklich ein reges Treiben haben, die intensiver sich öffnen Durchgangsverkehr haben?

00:50:47: Naja, die historischen Opernhäusern sind ja meist nicht die Stadt integriert in Wien oder Paris und so weiter und sind damit schon und bemühen sich sich zu öffnen, aber natürlich ein neues Opernhaus müsste ganz richtig, müsste für mich schon auch multifunktionell sein und könnte untertags auch was anderes sein und so weiter, so endlich wie die Schwimmhalle.

00:51:07: sehe, dass das Samstagabend auch eine Veranstaltung sein kann.

00:51:12: Ich glaube die... Der Zug geht, dass man Gebäude mehrfach nutzen kann, dass man multiple Nutzungen hat und nicht nur jetzt für eine einzige Nutzung das Gebäude macht.

00:51:23: Also das nächste Opernhaus, was gebaut wird, was mir zumindest bekannt ist, ist in Frankfurt am Main.

00:51:29: Vielleicht etwas, wo sie sich darauf bewerben.

00:51:33: Ach so, ja, das könnte sein.

00:51:34: Wir wollen das anschauen.

00:51:36: Gucken wir mal.

00:51:37: Wir schauen, wie in der Jury ist, weil von der Jury hängt natürlich sehr viel ab.

00:51:42: Wenn dort Leute sind, wo ihnen denken, da haben wir ähnliches Denken, dann hat man Chancen.

00:51:50: Wenn man sieht, dass Leute drin sind und sagt, oh Gott, das ist das Ganze am Gegenteil gestärmt, dann ist es vielleicht weniger folgversprechend.

00:51:59: Aber es werden sich derzeit sehr viel bei Ateliers bewerben.

00:52:04: weil die Auftragslauge in Deutschland und Österreich jetzt einmal nicht so gut ist und deswegen sind die Wettbewerbe jetzt natürlich von sehr vielen Teilnehmern besetzt.

00:52:14: Ich darf mich bedanken für das Gespräch.

00:52:16: Wir haben viel gelernt, haben viel gesprochen über obane Dichte, haben Projekte, die wir in den Show Notes natürlich verlinken und beim nächsten spannenden Projekt kommen wir wieder vorbei.

00:52:28: Dankeschön fürs Gespräch, Peter Lorenz.

00:52:30: Danke,

00:52:30: es ist ein sehr kleines, viel angenehmer Gespräch.

00:52:33: Also, wir haben es gehört, Nachverdichtung und Aufstockung sind gute Möglichkeiten, neuen Wohnraum zu schaffen.

00:52:39: Dort, wo die Infrastruktur schon vorhanden und der Boden schon versiegelt ist und der muss möglichst nicht weiter versiegelt werden.

00:52:48: Thema Netto-Null-Flächenverbrauch bis zu zwei Tausend Fünfzig.

00:52:51: Wir haben darüber gesprochen.

00:52:53: Also auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit, dringend geboten, urbane Dichte zu schaffen.

00:52:58: Dabei gilt es auch, Zielkonflikt zu identifiziert und bestmöglich zu Anwohner mitzudenken und mitzunehmen und im besten Fall auch für das Umfeld neue Qualitäten zu schaffen.

00:53:12: Mehr denn je müssen Planende und Bauende eigentlich vor allem eines gut kommunizieren.

00:53:19: Passend zu heutigen Folge empfehle ich als Ergänzung unsere Folge forty-sech.

00:53:24: Revitalisierung und Co.

00:53:26: Bauen im Bestand.

00:53:28: Da sprechen wir mit Sarah Dunks vom Bundesverband Bauen im Bestand, die sich genau damit auseinandersetzen.

00:53:34: Und in Folge fifty-sech ist zu Gast Peter Engert von der österreichischen Gesellschaft für nachhaltige Immobilienwirtschaft.

00:53:43: Thema energetische Sanierung.

00:53:45: von Wohnimmobilien, Herausforderungen für Bestandshalter.

00:53:50: Und alle weiteren mittlerweile fast siebzig Folgen unseres Podcasts sind natürlich weiterhin online verfügbar.

00:53:58: Überall wo es Podcasts gibt.

00:54:00: So und das war's für heute.

00:54:02: Danke fürs Zuhören und danke unserem Experten Peter Lorenz.

00:54:07: Das war glücklich wohnen der buvok podcast überall wo es podcasts gibt und auf buvok.de.

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